Dieser etwas provokante Titel lädt dazu ein, die Perspektive auf das Thema Liebe etwas zu verändern. Zum einen, gibt es verschiedene Definitionen von Liebe und zum anderen impliziert es, wenn es keine Liebe im Außen gibt, dann von Innen durch Selbstliebe.
Nun, lassen Sie mich von vorne beginnen. Das Vorhaben 90 Tage „freiwillig“ ohne Liebe auszukommen stammt von der Idee, sich nicht zu schnell im Liebeswahn zu verlieren. Denn oft genug verlieben sich Menschen Hals über Kopf in einen Partner und sind dann spätestens nach einem Jahr deillusioniert und enttäuscht. Im Rausch der Hormone und dem Verliebtsein blendet man natürlich die Schattenseiten des anderen aus. Dies ist auch in einer gewissen Art und Weise sinnvoll und von der Natur so eingerichtet. Denn das Verliebtsein ist die Basis, um gemeinsam in den Status der wahren Liebe zu finden. Doch verlieben sich Menschen nicht um der Liebe Selbstwillen oder sehen den anderen wie er wirklich ist. Nein, vielmehr verlieben wir uns in unsere eigenen Vorstellungen, wie der perfekte Mann oder die perfekte Frau zu sein haben. Ob sportlich, charmant, groß oder wohlhabend … viele Vorstellungen zum Thema Traumfrau oder Traumpartner wohnen in unseren Köpfen. Auf der einen Seite ist es nicht verkehrt gewisse Vorstellungen und Ansprüche zu haben, auf der anderen Seite verbauen wir uns (unbewußt) damit auch die Chance auf den richtigen Kandidaten. Denn wer eine Beziehung mit Tiefgang sucht, der findet seinen Kandidaten nicht über Oberflächlichkeiten, über seinen gesellschaftlichen Status oder möglichst viele Gemeinsamkeiten, sondern nur auf Seelenebene.
Die unbewusste Partnerwahl
Nicht wir wählen unseren Partner, sondern unser Unterbewusstsein. Das mag abstrakt klingen und manch einer mag mit dem Kopf schütteln, doch ob und in wen wir uns verlieben, entscheidet nicht unserer rationaler Verstand. Sondern unser Unterbewusstsein und unsere Herz. Wir sind unbewusst auf die Erfahrungsmuster unserer Kindheit programmiert und ziehen das an, was wir kennen. Ganz ohne Wertung, ob diese Definition von Liebe gut oder schlecht ist.
Ein Beispiel: Waren wir als Kind artig und fleißig, dann wurden wir von den Eltern belohnt. Die Belohnung prägte unbewusst die Vorstellung, wenn ich artig und fleißig bin, dann bekomme ich von Mama oder Papa Liebe. Demnach sind die Erfahrungen aus der Kindheit prägend für unsere Verständnis von Liebe und Partnerschaft.
Ein anderes Beispiel, was es etwas Schwieriger macht: Eltern, die sich ambivalent Ihren Kindern gegenüber verhalten haben, hinterlassen ein differenziertes Bild von Liebe. Dann verstehen Kinder unter Liebe ein Wechselspiel aus anziehen und abstoßen. Ein hin und her aus „Ich liebe dich, ich liebe dich nicht“.
Auch wenn einige über die Prägungen der Kindheit lachen und sich sagen, das ist längst vorbei, so beeinflusst es die Partnerwahl (unbewusst) noch lange Zeit, bei manchen Menschen auch ein Leben lang.
Ratsam ist es, sich das Verhältnis zur eigenen Mutter und dem Vater anzuschauen. So suchen sich Männer oft einen Typ ähnlich wie die Mutter aus, oder das genaue Gegenteil. Ebenso die Töchter einen „Vaterersatz“, der Papa im Wesen ähnelt oder genau das Gegenteil.
Demnach suchen wir oft nicht den Partner nach dem Ruf des Herzens, sondern nach dem, was unsere Erfahrung als Liebe definiert hat. Es ist die Sehnsucht nach dem bekannten aus Kindheitstagen. Dies bietet uns Schutz und Sicherheit, auch wenn es im Außen nicht so aussehen mag. Eine Kinderseele die das Liebevolle nicht kennt, wird Angst vor der wahren Liebe haben. Überfordert sein mit seinen Gefühlen. Lieber wählt man wieder den Weg des Schattendaseins, des Unliebsamen, weil es vertraut ist und (scheinbar) innere Sicherheit und Stabilität bietet.
Der Weg aus dem Liebesdrama
Doch es gibt Hoffnung, auch wenn wir die Prägungen der Kindheit unbewusst in uns tragen. Die Vergangenheit kann auch transformiert und aufgelöst werden. Dann wenn man sich seiner Verhaltensmuster und Prägungen bewusst wird, alte Wunden und Schmerzen heilen, kann das innere Kind zum Erwachsenen werden. Einer reflektierten Persönlichkeit, die weiß was sie will und die ihre Kindheitsthemen aufgearbeitet hat. Doch solange die alten unbewältigten Themen aus der Kindheit noch in einem schlummern, werden immer wieder die gleichen Beziehungsprobleme auftauchen. Die Partner werden wechseln, doch die Muster werden sich wiederholen.
Seelenpartner nicht gleich Seelenpartner
Nun, oft gibt es die romantische Vorstellung, wenn ich den richtigen Partner gefunden habe, dann wird mein Leben rosarot und Feenstaub umgibt mich den ganzen Tag. Der Seelenpartner wird mir jeden Wunsch von den Augen ablesen und alles wird wie im Märchen sein.
Doch Seelenpartner sind weniger Romantiker, sondern stellen uns vor größeren Herausforderungen. Sie berühren unser Herz und zeigen gleichzeitig unsere schlimmsten Wunde(n) auf. Statt Heilung, wird Schmerz erzeugt. Statt Liebe im Außen, werden wir mit unserer Selbstliebe konfrontiert.
Das Schwierigste an der Seelenverwandtschaft ist, das erst später oder mit Hilfe anderer erkennen, um welche Art von Seelenverwandtschaft es sich handelt. Es kann ein Lernpartner sein, mit dem man sich innig verbunden fühlt, von dem man glaubt es wäre die große Liebe, doch oftmals geht es hier eine karmische Schuld auszugleichen. Ein Versprechen aus einem früheren Leben einzulösen, etwas zu verzeihen und und und.... Sinn uns Zweck dieser Verbindung ist ein Ausgleich oder eine Art Wiedergutmachung, nicht zwangsläufig die Partnerschaft.
Ein großes Thema auf diesem (esoterischen) Gebiet sind die Zwillingsseelen oder Dualseelen Verbindungen. Für mein Verständnis sind beide Begriffe inhaltlich getrennt zu behandeln. In der Literatur werden Twin flame und Dualseele auch gerne synonym verwendet. Aus meiner persönlichen Erfahrung sind es jedoch zwei verschiedene Typen von Seelenpartnern, welche auch eine unterschiedliche Lernaufgabe mit sich bringen.
Die Zwillingsflamme ist dein Spiegel, man kann sagen, ein Spiegel deiner eigenen unbewältigten Themen. Die schmerzhaften Themen, die dein Unterbewusstsein verdrängt und begraben hat, die Themen, welche in Heilung gebracht werden sollen. Deine Zwillingsflamme wird dir diese Themen schmerzhaft aufzeigen, damit Du sie dir anschaust und bestenfalls transformierst. Das dumme an der Geschichte ist, man würde sich diese Themen nicht anschauen, wenn die Zwillingsflamme nicht die große Liebe wäre. Wenn es nur ein guter Freund oder dein Bruder wäre.
Richtig zum Fühlen und an sich Arbeiten kommt der Mensch erst durch die Liebe zu einem anderen Menschen. Sicher sind andere Möglichkeiten nicht ausgeschlossen, doch die Menschen, die wir am meisten Lieben, können uns auch am meisten Verletzten. Doch nicht aus dem Grund um uns absichtlich zu schaden, sondern um uns zu heilen. Um uns an uns selbst zu erinnern, an unsere Selbstliebe.
Liebe und Bestimmung
Bei diesen Thema scheiden sich die Geister. Der eine glaubt an die eine wahre Liebe, der andere hält sie für ein Märchen. Doch sind beider Vorstellungen wahr. Denn nach eurem Glauben wird euch geschehen. Wenn man stark genug daran glaubt, dann wird es geschehen. Wenn man davon überzeugt ist, das ist nur ein Märchen, dann wird auch das zur Realität. Dann werden alle Partner nur Lernpartner sein.
Generell lässt sich sagen, dass es Bestimmung in der Liebe gibt. Schaut man auf die vergangenen Generationen zurück, so waren es häufig schicksalshafte Verbindungen, wo Paare eine gemeinsame Aufgabe zu erledigen hatten. Ebenso wurden Liebespaare durch Schicksalsschläge getrennt oder konnten die Liebe nicht leben. So entstand viel Drama, Trauer und Wut, welches sich teilweise über viele Inkarnationen hinweg ansammelte und auch im jetzigen Leben noch zu Stolpersteinen führt.
Da jeder Mensch einen freien Willen besitzt, so steht es ihm auch frei, sich für einen bestimmten Partner zu entscheiden oder dagegen. Partnerschaften, denen Bestimmung zu Grunde liegt, sind vom Universum geführt. Manche sprechen von einem unsichtbaren Band, was beide Seelen verbindet und was nicht aufgelöst werden kann. Der Ausspruch „Ehen werden im Himmel geschlossen und nicht auf der Erde“ passt sehr gut zu diesem Bild. Es ist wie ein unsichtbare Kraft, welche in die Richtung des Herzmenschen drängt. Egal wie kompliziert die Umstände im Außen sind, das Universum wird Mittel und Wege finden, das beide Menschen (wieder) zusammen finden, solange dies beide auch Wollen.